Besuch der Konzentrations- und Vernichtungslager von Auschwitz
und Birkenau
„Arbeit macht frei“. Dieser Schriftzug ziert das
Eingangstor des Konzentrationslagers
Auschwitz. In den 3.5 Stunden wurde uns die Zynik dieser Worte auf eindrückliche Weise aufgezeigt. 1.5 Millionen Menschen wurden
alleine in Auschwitz/Birkenau brutal ermordet. Wie diese „Todesfabrik“ funktionierte, erfuhren wir jeweils direkt vor Ort im
KZ.
Während beim Begrüssen unseres Begleiters die Stimmung
der Klasse noch locker war, wechselte diese schon beim Betreten des Geländes rasant: Durch
die Stacheldrahte und die bedrückende Atmosphäre konnte man
schon erahnen, welche Grausamkeiten hier vorgefallen waren. Der Reiseleiter
verwies uns auf eine Karte, welche das
Einzugsgebiet des Konzentrationslagers veranschaulichte. Vor allem Juden, aber
auch Minderheiten und Kriegsgefangene wurden in Tierwagons nach Ausschwitz und
Birkenau verfrachtet. Direkt vor Ort sahen wir, wo die Juden aus den Wagons
gejagt wurden und nach Männer und Frauen/Jungen Kindern
selektioniert wurden. Die SS Ärzte entschieden anschliessend per
Daumenzeig über Tod durch Gaskammer oder Tod durch Arbeit.
Etwa 80% der Ankömmlinge wurden, ohne es zu wissen,
direkt in die Gaskammern geschickt. Sie würden jetzt desinfiziert und gewaschen
und anschliessend könnten sie im Lager bis zum Ende des Krieges ein normales
Leben führen, wurde ihnen versichert. Doch so war es nicht. In
den Gaskammern wurden sie durch den Einsatz von Zyklon B umgebracht. Das Gift,
das für die Schädlingsbekämpfung gedacht
war, war ein schreckliches Tötungsmittel der Nazis, denn der Tod kam
langsam und das Sterben war schmerzerfüllt. Erst nach einer halben Stunde
wurden die Gaskammern jeweils wieder geöffnet. Anschliessend wurden die Leichen
aus Platzgründen verbrannt und die Asche wurde als Dünger verwendet. Während der Besichtigung des Krematoriums
und der Gaskammern war das Sprechen untersagt;
uns war aber sowieso nicht danach. Die Eindrücke der Tötungsmaschinen waren zu brutal.
Der schlimmste Teil der Führung war jedoch für viele, als wir sahen, was mit den Juden vor und
zwischen der Vergasung und dem anschliessenden Verbrennen passierte.
Haufenweise Haare von Getöteten, die weiterverarbeitet werden
sollten, lagen auf einem grossen Haufen hinter einer Glasscheibe. Unmengen von Brillen sah man auf einem
Haufen, Prothesen, Teller, Töpfe und Zahnbürsten. Alles das
wurde den Häftlingen abgeschnitten oder weggenommen, nachdem sie getötet worden waren. Die genannten Utensilien waren der
Beweis dafür, dass die Häftlinge mit einem Weiterleben in den
Lagern gerechnet hatten. Etwas Handfestes zu sehen von den Opfern, war für viele von uns der emotionale Tiefpunkt. Die grosse Zahl
von getöteten Menschen wurde für uns erst durch
diese Eindrücke zu etwas Anschaulichem. Wir sahen jetzt Körperteile, Kleider oder Mitbringsel von Leuten, die wie
du und ich fühlten und Träume hatten. Die Brutalität, die stattgefunden haben muss, ist für uns endgültig unfassbar geworden.
Die Vorstellung, dass es den Häftlingen, die zum
Arbeiten verdammt wurden, besser erging als denen, die den Tod erfuhren, ist
nicht richtig, wie wir zu sehen bekamen. Von den 20%, die zum Arbeiten verdammt
waren, überlebten viele nicht lange. Die schrecklichen Arbeits-
und Lebensbedingungen bedeuteten oft den sicheren Tod nach kurzer Zeit. Bilder
von abgemagerten, weiblichen Häftlingen zeugten von einer
unglaublichen Unterernährung. Es ist für uns alle unvorstellbar, wie man
Menschen so leiden lassen konnte. Wie die Häftlinge zudem noch
bestraft wurden und was Ärzte für Experimente mit
Menschen durchgeführt haben, zeigte uns noch mehr die Grausamkeit der
Sadisten, die im KZ am Werk waren.
Auch die Schlafstätten und die Sanitäranlagen der
Gefangenen sind nicht annähernd vergleichbar mit einer Gefängniszelle von heute. Die Baracken waren anfänglich für 700 Leute gedacht, leben mussten darin
oftmals aber über 1000 auf engstem Raum. So mussten bis zu 10 Menschen
auf 4 Quadratmetern schlafen. Zudem waren die Hygieneverhältnisse in den
Baracken katastrophal. Für viele war es trotz unglaublicher Erschöpfung oft unmöglich Schlaf zu finden. Überall stank es nach Kot, Leichen, Urin, verfaulten
Kleidern, Schweiss und toten Menschen. Ratten, die zu tausenden in den Baracken
hausten, frassen an den toten oder schwer kranken Menschen. Das wohl Zynischste
an der ganzen Sache war der Zweck der Arbeit. Die Häftlinge mussten
die Lager ausbauen, damit noch mehr deportiert und umgebracht werden konnten!
Besonders illustrativ ist ein Vergleich, den der Führer unserer Besichtigungstour vorgetragen hat: Für die Nazis war Auschwitz/Birkenau wie
eine Fabrik im heutigen Sinne. Der Unterschied war einfach, dass die Erträge und der Erfolg der Fabrik in ermordeten Menschen gezählt wurden, je mehr Juden man also umbrachte, desto
besser war das Geschäftsergebnis, so das Denken der Nazis.
Viele von uns waren am Ende sowohl psychisch, als auch physisch am Ende der Kräfte. So verwunderte es nicht, dass viele auf der anschliessenden Heimfahrt im Bus schliefen oder in sich gekehrt die Informationen und Eindrücke des Tages zu verdauen versuchten. Was in Auschwitz/Birkenau gezeigt wird, kann man nicht durch Literatur oder Sonstiges erfahren, man muss es mit eigenen Augen gesehen haben, um sich auch nur eine ganz kleine Vorstellung dessen machen zu können, was hier in den wohl dunkelsten Jahren der Weltgeschichte vor sich ging.
Viele von uns waren am Ende sowohl psychisch, als auch physisch am Ende der Kräfte. So verwunderte es nicht, dass viele auf der anschliessenden Heimfahrt im Bus schliefen oder in sich gekehrt die Informationen und Eindrücke des Tages zu verdauen versuchten. Was in Auschwitz/Birkenau gezeigt wird, kann man nicht durch Literatur oder Sonstiges erfahren, man muss es mit eigenen Augen gesehen haben, um sich auch nur eine ganz kleine Vorstellung dessen machen zu können, was hier in den wohl dunkelsten Jahren der Weltgeschichte vor sich ging.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen