Mittwoch, 26. September 2012

KZ Auschwitz/Birkenau


Besuch der Konzentrations- und Vernichtungslager von Auschwitz und Birkenau
Arbeit macht frei. Dieser Schriftzug ziert das Eingangstor des Konzentrationslagers  Auschwitz. In den 3.5 Stunden wurde uns die Zynik dieser Worte auf eindrückliche Weise aufgezeigt. 1.5 Millionen Menschen wurden alleine in Auschwitz/Birkenau brutal ermordet. Wie diese Todesfabrik funktionierte, erfuhren wir jeweils direkt vor Ort im KZ.
Während beim Begrüssen unseres Begleiters die Stimmung der Klasse noch locker war, wechselte diese schon beim Betreten des Geländes  rasant: Durch die Stacheldrahte und die bedrückende Atmosphäre konnte man schon erahnen, welche Grausamkeiten hier vorgefallen waren. Der Reiseleiter verwies uns auf eine Karte, welche  das Einzugsgebiet des Konzentrationslagers veranschaulichte. Vor allem Juden, aber auch Minderheiten und Kriegsgefangene wurden in Tierwagons nach Ausschwitz und Birkenau verfrachtet. Direkt vor Ort sahen wir, wo die Juden aus den Wagons gejagt wurden und nach Männer und Frauen/Jungen Kindern selektioniert wurden. Die SS Ärzte entschieden anschliessend per Daumenzeig über Tod durch Gaskammer oder Tod durch Arbeit.
Etwa 80% der Ankömmlinge wurden, ohne es zu wissen, direkt in die Gaskammern geschickt. Sie würden jetzt desinfiziert und gewaschen und anschliessend könnten sie im Lager bis zum Ende des Krieges ein normales Leben führen, wurde ihnen versichert. Doch so war es nicht. In den Gaskammern wurden sie durch den Einsatz von Zyklon B umgebracht. Das Gift, das für die Schädlingsbekämpfung gedacht war, war ein schreckliches Tötungsmittel der Nazis, denn der Tod kam langsam und das Sterben war schmerzerfüllt. Erst nach einer halben Stunde wurden die Gaskammern jeweils wieder geöffnet. Anschliessend wurden die Leichen aus Platzgründen verbrannt und die Asche wurde als Dünger verwendet. Während der Besichtigung des Krematoriums und der Gaskammern war das Sprechen untersagt;  uns war aber sowieso nicht danach. Die Eindrücke der Tötungsmaschinen waren zu brutal.
Der schlimmste Teil der Führung war jedoch für viele, als wir sahen, was mit den Juden vor und zwischen der Vergasung und dem anschliessenden Verbrennen passierte. Haufenweise Haare von Getöteten, die weiterverarbeitet werden sollten, lagen auf einem grossen Haufen hinter einer Glasscheibe.  Unmengen von Brillen sah man auf einem Haufen, Prothesen, Teller, Töpfe und Zahnbürsten. Alles das wurde den Häftlingen abgeschnitten oder weggenommen, nachdem sie getötet worden waren. Die genannten Utensilien waren der Beweis dafür, dass die Häftlinge mit einem Weiterleben in den Lagern gerechnet hatten. Etwas Handfestes zu sehen von den Opfern, war für viele von uns der emotionale Tiefpunkt. Die grosse Zahl von getöteten Menschen wurde für uns erst durch diese Eindrücke zu etwas Anschaulichem. Wir sahen jetzt Körperteile, Kleider oder Mitbringsel von Leuten, die wie du und ich fühlten und Träume hatten. Die Brutalität, die stattgefunden haben muss, ist für uns endgültig unfassbar geworden.
Die Vorstellung, dass es den Häftlingen, die zum Arbeiten verdammt wurden, besser erging als denen, die den Tod erfuhren, ist nicht richtig, wie wir zu sehen bekamen. Von den 20%, die zum Arbeiten verdammt waren, überlebten viele nicht lange. Die schrecklichen Arbeits- und Lebensbedingungen bedeuteten oft den sicheren Tod nach kurzer Zeit. Bilder von abgemagerten, weiblichen Häftlingen zeugten von einer unglaublichen Unterernährung. Es ist für uns alle unvorstellbar, wie man Menschen so leiden lassen konnte. Wie die Häftlinge zudem noch bestraft wurden und was Ärzte für Experimente mit Menschen durchgeführt haben, zeigte uns noch mehr die Grausamkeit der Sadisten, die im KZ am Werk waren.
Auch die Schlafstätten und die Sanitäranlagen der Gefangenen sind nicht annähernd vergleichbar mit einer Gefängniszelle von heute. Die Baracken waren anfänglich für 700 Leute gedacht, leben mussten darin oftmals aber über 1000 auf engstem Raum. So mussten bis zu 10 Menschen auf 4 Quadratmetern schlafen. Zudem waren die Hygieneverhältnisse in den Baracken  katastrophal. Für viele war es trotz unglaublicher Erschöpfung oft unmöglich Schlaf zu finden. Überall stank es nach Kot, Leichen, Urin, verfaulten Kleidern, Schweiss und toten Menschen. Ratten, die zu tausenden in den Baracken hausten, frassen an den toten oder schwer kranken Menschen. Das wohl Zynischste an der ganzen Sache war der Zweck der Arbeit. Die Häftlinge mussten die Lager ausbauen, damit noch mehr deportiert und umgebracht werden konnten!
Besonders illustrativ ist ein Vergleich, den der Führer unserer Besichtigungstour vorgetragen hat:  Für die Nazis war Auschwitz/Birkenau wie eine Fabrik im heutigen Sinne. Der Unterschied war einfach, dass die Erträge und der Erfolg der Fabrik in ermordeten Menschen gezählt wurden, je mehr Juden man also umbrachte, desto besser war das Geschäftsergebnis, so das Denken der Nazis. 

Viele von uns waren am Ende sowohl psychisch, als auch physisch am Ende der Kräfte. So verwunderte es nicht, dass viele auf der anschliessenden Heimfahrt im Bus schliefen oder in sich gekehrt die Informationen und Eindrücke des Tages zu verdauen versuchten. Was in Auschwitz/Birkenau gezeigt wird, kann man nicht durch Literatur oder Sonstiges erfahren, man muss es mit eigenen Augen gesehen haben, um sich auch nur eine ganz kleine Vorstellung dessen machen zu können, was hier in den wohl dunkelsten Jahren der Weltgeschichte vor sich ging.






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